„Der Klub der neuen Milliardäre“ klingt schon einmal sehr eindrucksvoll! Das war der Titel eines Zeitungsartikels in der Welt am Sonntag vom 14. Februar dieses Jahres. Der Artikel befasst sich mit Milliardären aus Schwellenländern und der Herkunft ihres Vermögens. Anlass zu diesem Thema ist die stark wachsende Zahl von Milliardären in Schwellenländern. Während es 2001 nur 103 Milliardäre in Schwellenländern gab, wares es 2014 schon ganze 705. Unterschieden wird die Herkunft des Vermögens in den Rubriken Erbe, Erdöl, Immobilien und Innovationen. Gestützt wird sich auf das Buch „Rich people, poor countries“ von Caroline Freund. Die Wirtschaftswissenschaftlerin (international Economics) hat die Milliardäre aus Schwellenländern unter die Lupe genommen und deren Weg zum Vermögen analysiert. Freund bezeichnet lediglich die „Gründer“, die Innovateure als „echte“ Unternehmer, da „ihr Wirken auch Werte geschaffen hat, von denen beträchtliche Teile der Gesellschaft profitieren.“ Im Jahr 2001 machten die echten Unternehmer lediglich 12 Prozent der Milliardäre aus Schwellenländern aus, inzwischen liegen sie bei ca. 24 Prozent, -ein größerer Anteil als der der Erben. Freund wird im Artikel mit folgender Aussage zitiert: „Innovative Unternehmer, die große, international ausgerichtete Firmen schaffen, sind die am schnellsten wachsende Kategorie unter den Milliardären der Schwellenländern.“ Dies würde zunächst einmal das Vorurteil entkräften, dass immer ein vorteilhaftes Testament hinter dem Vermögen steckt. Als Beispiel wird unter anderem der Unternehmer Dilip Shanghvi genannt, Gründer des Konzerns Sun Pharmaceutical, der mit einem mickrigen Startkapital von 1000 Dollar ein aktuell 16,6 Milliarden schweres Unternehmen aufbaute. Self-made Milliardärinnen gibt es jedoch zu einem geringeren Anteil und sie kommen meist aus China. Zhou Qunfei, die reichste Chinesin der Welt führt ein 5,3 Milliarden Dollar schweres Unternehmen, Lens Technology, welches Touchscreens herstellt. Oftmals werden superreiche Unternehmer mit Skepsis beäugt und im Hinterkopf lauert immer der Vorwurf, das Geld sei wahrscheinlich mit skrupellosen oder zwielichtigen Methoden gemacht worden. Es gibt jedoch auch viele Gegenbeispiele von Unternehmern, die mit sozial ausgerichteten Ideen zu einem Vermögen gekommen sind. Der Tscheche Peter Kellner entwarf Home Credit, welches weniger gut betuchten Bürgern von Schwellenländern eine Möglichkeit bietet, Kredite aufzunehmen. Trotz solchen Vorzeige-Milliardären gibt es wie bei allem auch eine Schattenseite, repräsentiert von weniger sympathischen beziehungsweise weniger gemeinschaftlich interessierten Unternehmern. Ein Beispiel ist Terry Gou und seine Firma Foxconn, ein Elektronikzulieferer. Vor einigen Jahren gab es eine regelrechte Selbstmordwelle in dessen Fabriken, da die 1,3 Millionen Angestellten unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften mussten. Diese Erkenntnisse über Schwellenländer sind allemal beträchtlich. Allerdings gibt es natürlich regionale Unterschiede. In Lateinamerika und Ostasien überwiegt zum Beispiel die Zahl der „echten“ Unternehmer, während das Vermögen von Milliardären in osteuropäischen Ländern meistens von Erdöl oder anderen Rohstoffen gestützt wird. In der MENA Region als Zusammenfassung für Nordafrika, den Nahen und den Mittleren Osten, stieg „der Anteil ererbter Vermögen“ sogar beträchtlich in der letzten Zeit. Freund kritisiert, dass in manchen Regionen wie den arabischen Halbinseln das freie Unternehmertum unterdrückt werde und plädiert dafür, dass „heimische Gründer nicht länger behindert werden.“ Außerdem solle man auf den guten Einfluss ausländischer Investoren setzten, die neuen Schwung in die Wirtschaft bringen könnten.
Was hat das jetzt alles mit Interculturing zu tun? Auf eine nicht direkt offensichtliche Art und Weise verknüpfen die oben genannten Milliardäre Konzepte aus mehreren Kulturen. Die meisten Beispiele von Milliardären aus Schwellenländern legen eine große Flexibilität in ihrer Denkweise zutage. Das beruht auf dem einfachen Prinzip: Wer wenig hat, muss kreativ sein um daraus viel zu machen. Die meisten westlichen Milliardärinnen hingegen sind entgegen ihrem Status als äußerst emanzipierte Unternehmerinnen meist Erbinnen. Natürlich orientieren sich viele Milliardäre aus Schwellenländern an den westlichen Prinzipien, um sich mit ihnen messen zu können, allerdings behalten sie ihre eigenen Ideen bei und verknüpfen somit „the best of both worlds“.
Dieses Prinzip ist Inbegriff der Interculturing Philosophie. Von anderen lernen, aber seinen Wurzeln treu bleiben.